Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters.

Manchmal kann ein einzelnes Instrument die Inspiration für einen Spruch liefern. In diesem Falle war es ein Akkordeon, welches mit dem Attribut „wie neu“ beschrieben wurde. Man hört, man staunt und vertont das Sprichwort: „Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters.“ Der Spruch besagt, dass wir Menschen unterschiedliche Dinge als schön empfinden. Der eine genießt ein schlichtes Gemälde von Albrecht Dürer, während ein anderer erst bei einem Foto mit Farbexplosion und blinkenden Engeln Freude verspürt.

Wie könnte man dem Spruch besser Ausdruck verleihen als mit den Klängen von Heinrich Isaacs Stück „Innsbruck ich muss dich lassen“, an dessen reinen Intervallen sich schon unzählige andere versucht haben. Nun also dreht sich Heinrich Isaac zu den Klängen eines verstimmten Akkordeons im Grabe um und es wird bewusst, was viele Laien ahnten und alle Dirigenten von Orchestern schon immer wussten: Das Akkordeon kann (wie jedes Instrument) eine Waffe sein! Wieviel Frieden würde auf der Welt herrschen, stimmte man alle Instrumente. Wir fordern darum: 1.000.000 Sondervermögen für Akkordeonorchester….für eine saubere Zukunft.


Arm ist man nicht ohne Geld,
arm ist man nur ohne Herz!

Der Spruch schmückt die Wand eines Thai-Restaurants, dessen schmackhaftes Curry uns dieses Jahr schon mehrfach aus Mangel an Zeit fürs Kochen über den Hunger gerettet und in gute Laune versetzt hat. Die Geschichte lehrt uns, dass die Musik umso fröhlicher wird, je verrückter die Zeiten sind. Darum kleiden wir den Spruch am Ende dieses Jahres in ein sonniges Gewand. Wir möchten uns damit bei allen lieben Menschen bedanken, die uns durch das Jahr begleitet haben. Mit vereinten Kräften wird auch nächstes Jahr irgendwie erträglich, wenn nicht so gar sehr schön. Alles Gute für 2023!


Genuss und Reue

…zwei Musiker und eine Pfeife in Paris auf ein Crêpe wartend…

Achtung! Diese Lebensweisheit richtet sich nicht an Menschen mit echten Problemen.

Giovanni Boccaccio legte in seiner Novellensammlung „Il Decameron“ (Tag 3, 5. Geschichte) einer Edeldame die Worte „Es ist besser, zu genießen und zu bereuen, als zu bereuen, das man nicht genossen hat“ in den Mund. In der Geschichte stand die Dame vor der Abwägung was sie am Ende ihres Lebens mehr bereuen wird: den Ehebruch mit ihrem alten Geizhals von Ehemann oder ein elendes Dasein ohne zärtliche Liebe und damit einhergehend die Vergeudung der Blütezeit ihres Lebens.

Inzwischen blickt der Gedanke als Wandtattoo von Fassaden und geistert viral durch weisheitspendende Internetforen…natürlich außerhalb des literarischen Kontextes und komprimiert zur Quintessenz.

Kann sich solch eine Weisheit jedoch im Jahre 2022 noch als ein nützlicher Ratgeber empfehlen? Die Welt steht einmal mehr vor schier unüberwindbaren Herausforderungen: dort herrscht Krieg, hier kämpft man gegen die Folgen des Klimawandels und überall juckt es dem einen oder anderem im Hirn. Kann man für den Genuss werben in einer Zeit, in welcher der Erdüberlastungstag bereits am 28. Juli erreicht ist und man täglich zu recht zum Verzicht ermahnt wird?

Was wäre, wenn wir Genuss einmal nicht mit ausschweifender Liebe oder ressourcenverbrauchenden Luxusartikeln verknüpften, sondern mit etwas auf den ersten Blick viel unscheinbarerem: Zeit - gemeinsame Zeit mit Freunden, Zeit für Hobbys wie lesen und musizieren und um kreativ zu sein. Aus ökonomischer und karrieristischer Sicht eine absolute Zeitverschwendung. Man könnte es bereuen. Die Konkurrenz schläft schließlich nicht.

Was macht man andererseits nach all den hart gearbeiteten Stunden, dem Erreichen der gesteckten Ziele mit all dem Geld, wenn die Ressourcen doch bereits erschöpft sind oder ein Darüberhinausgehen unsere Welt nur noch weiter zerstören würde? Wird man dann am Ende seines Lebens, wenn man alt ist und die Jugendzeit verloren hat, bereuen, dass man zu wenig Zeit für Hobbys, Familie und Freunde hatte? Wenn man am Ende des Lebens sowieso bereuen wird, dann doch besser die genussvolle Zeitverschwendung als die Reue darüber, dass man nicht genossen hat.


Tinte, Öl und Blut

Keinem vernünftigen Menschen wird es einfallen, Tintenflecken mit Tinte, Ölflecken mit Öl wegwaschen zu wollen. Nur Blut soll immer wieder mit Blut abgewaschen werden. (Bertha von Suttner)


Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.

„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben“, schrieb einmal Hermann Hesse und bezog sich dabei in seinem Gedicht „Stufen“ auf die verschiedenen Lebensabschnitte eines Menschendaseins. Inzwischen haben seine Worte verkürzt und mit einer allgemeinen Bedeutung den Weg in unsere Alltagssprache gefunden.


If you want to go fast, go alone.

If you want to go far, go together.

Wenn wir uns zum Ende des Jahres 2021 für diese Lebensweisheit entschieden haben, dann nicht um jemanden zum gemeinsamen „Spazieren“ oder Marschieren, vielleicht sogar noch mit Utensilien von Wunderkerze bis Fackel, zu animieren. Davon möchten wir uns ganz ausdrücklich distanzieren. Gemeinschaft baut im Idealfall auf der Vernunft, Verantwortung und Solidarität jedes Einzelnen auf. Übertragen auf die Musik bedeutet dies, dass man sich auf ein gemeinsames Tempo und gemeinsame Harmonien einigen muss. Wer deswegen nun von musikalischem Uniformismus oder einer Musikdiktatur spricht, der wird im sich allmählich aufbauenden Crescendo des zweiten Teils eines Besseren belehrt. Trotz Einigung auf grundlegende gemeinsame Regeln gibt es immer noch genügend Freiheiten für die einzelnen Stimmen, um sich individuell zu entfalten: Mikrokosmos Musik.


Alte Liebe rostet nicht.

Als aufmerksamer Besucher dieser Internetseite könnte man meinen, dass aufgrund der immer anstehenden und durchzuführenden “Antikorrosionsmaßnahmen” der Kommentar zu diesem Spruch kürzer als gewöhnlich ausgefallen sein könnte! Und wenn es so wäre, wer hätte das Recht dies zu verurteilen? Doch schnell… noch ein paar Worte für den Geist…

Es handelt sich hierbei keinesfalls um die in der christlichen (Ur)Ethik (Der Brief an die Epheser 5:22-33) tief verwurzelte Dialektik, welche sich mit der Unterordnung der Frau einerseits und Liebesverpflichtung des Ehemannes anderseits erklären ließe. Nein, nein, nein! Auch das andere Extrem - nämlich die absolute Emanzipierung im Sinne von “wer braucht die Männer/Frauen schon” - kann nicht als Kern der Aussage verstanden werden. Hier geht es um die wahre Zuneigung zwischen Partnern. Jeder weitere gemeinsame Schritt in einer Beziehung ist folglich eine Stärkung der Liebe, vielleicht sogar ein Versprechen an die Ewigkeit und in einer Ehe wirkt dies sogar schonend auf die Glieder der Stahlfesseln. Somit ist jeder seines eigenen Glückes Schmied.


Wer hoch steigt, fällt tief.

Steigen und fallen kann man auf unzähligen Gebieten: in Hierarchien aller Arten, Charakter bedingt und finanziell um nur einige Möglichkeiten zu nennen. Wie Astronomen die Sterne erforschend mit jeder Erkenntnis neue Fragen erhalten, kann das Sprichwort „Wer hoch steigt, fällt tief“ mit jedem Wenden und Hinsehen in einer neuen Bedeutung erleuchten. Es bleibt den Zuhörern überlassen sich auf die eigene Bedeutungssuche zu begeben.

Die Musik des Sprichwortes wird aus der Stille geboren. Im modalen Gewand ist sie zu Beginn kaum hörbar. Sie steigt durch die Register und durchquert dabei einen erheblichen Lautstärkeumfang um schließlich auf ihrem Höhepunkt dynamisch abzustürzen und in tiefer Lage ins Chromatische zu fallen. Schließlich kehrt sie in die Stille zurück.


Schöne Tage soll man am Abend loben, schöne Frauen am Morgen!

Leicht chauvinistisch stolziert er daher, der Rat sich nicht voreilig eine Meinung zu bilden. Darum passt er unserer Meinung nach ideal zur Musik der 50er und 60er Jahre. Inspiriert wurde das Stück vom amerikanischen  Rockabilly-Sound. Man stelle sich vor, in der selben Zeit in der „The Platters“ mit Hits wie „Only you“ und „The Great Pretender“ die Amerikanischen Charts eroberten und Elvis Presley zum Rockabilly-Sound fand, sprach in der BRD das Bürgerliche Gesetzbuch dem Mann immer noch die Entscheidungsgewalt über alle Belange des Ehelebens zu. Der Ehemann entschied, ob seine Frau arbeiten und ein eigenes Bankkonto eröffnen durfte und verwaltete gegebenenfalls ihren Lohn. Die freizügige Musik lässt nicht erahnen wie weit der beschwerliche Weg bis in die heutige Zeit war und es ist sicherlich als Erfolg zu verbuchen, wenn sich heutzutage das eine oder andere Männchen beklagt, dass sich die Rollen vertauscht hätten. 

Im Video laden wir zu einem Memory-Spiel ein, bei dem sich so manches vielversprechende Bild als Enttäuschung entpuppt. Wieder einmal bewahrheitet sich die alte Weisheit: Schöne Tage soll man nicht vor dem Abend loben...


Die Kunst des Ausruhens ist ein Teil der Kunst des Arbeitens.

Gedanken eines jamaikanischen Austauschstudenten

John Steinbeck, einer der meistgelesenen US-amerikanischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts sagte einmal: „Die Kunst des Ausruhens ist ein Teil der Kunst des Arbeitens.“ Dieses Zitat des Nobel- und Pulitzer-Preisträgers richtet sich höchstwahrscheinlich an die Workaholics unter den Menschen. Nur wer pausiert, kann in dieser Zeit Kraft und Inspiration für neue Vorhaben schöpfen oder bereits vorangetriebene vollenden. Diese Freiräume zu schaffen, kann zu einem Kraftakt werden, wenn man von der Arbeit nicht lassen kann. Kunst kommt von Können und so paradox es klingt, manchmal muss das Ausruhen erst erlernt werden. Warum sollte man sich dabei nicht vom jamaikanischen Lifestyle inspirieren lassen. Der Reggae, Ausdruck dieses Lebensgefühls, bietet - bereits in einer Minute - karibische Gelassenheit und Freude.


Ein Friede ist besser als zehn Siege

Siegen beginnt im Kleinen und Privaten im Wortabschneiden, im Sichgrößermachen, in der Erniedrigung oder Zurschaustellung eines anderen, im beharrlichen Aufdaseigenerechtpochen, im Mobben. Auf der großen Weltenbühne wird tagtäglich in allen Facetten um den Sieg gekämpft. Sind Waffen im Spiel, sind die Konsequenzen verwüstete Landschaften und zerstörte Lebensräume, dezimierte Tierbestände, gebrochene und von Hass erfüllte Menschen. Mit etwas Pech ist der Preis für den Sieg so teuer erkauft und sind die eigenen Verluste so hoch, dass der Sieger aus dem Konflikt ähnlich geschwächt hervorgeht wie der Besiegte. Man spricht vom sogenannten Pyrrhussieg, weil König Pyrrhus I. von Epirus nach seinem Sieg über die Römer in der Schlacht bei Asculum 279. v. Chr. einem Vertrauten gesagt haben soll: „Wenn wir die Römer in einer weiteren Schlacht besiegen, werden wir gänzlich verloren sein.“1

Manchmal ist ein Kompromiss ein besserer und dauerhafter “Sieg”. Obwohl es diese Erkenntnis gibt, zeugt die Geschichte von ihrer Missachtung. Literatur und Bildende Kunst liefern Einblick in all die düsteren Facetten, welche als Konsequenz dieses menschlichen Versagens hervortreten. Zum Glück – könnte man meinen – ist die menschliche Dummheit auf die Erde begrenzt. Das war jedoch, bevor einige Staaten den Weltraumvertrag von 1967 hinterfragten, in dem alles im All jedem und niemandem gehört. So wird beim Mächteringen in Zukunft wohl bald ein neues Kapitel aufgeschlagen und die Menschheit im All um Siege kämpfen. Dabei gelten im All wie auf Erden die gleichen Grundgesetze der Natur sowie die Erkenntnis: „Ein Friede ist besser als zehn Siege“.

1 Pyrrhus 21.9. in: Plutarchi vitae parallelae. Teubner, Stuttgart/Leipzig, Bd. 3 Fasc. 1, Konrat Ziegler, Hans Gärtner [Hgg.], 1996.

Die im Video enthaltenen Kunstwerke in der Reihenfolge des Erscheinens:

Illustration aus der Maciejowski-Bibel circa, 1240

Peter Paul Rubens: Conseguenze della guerra, 1637-1638

Anne Louis Girodet de Roussy-Trioson: Révolte du Caire, 1810

Francisco Goya: El tres de mayo de 1808 en Madrid, 1814

William Simpson: Hodson’s Horse at Rhotuck’, 1857

Frederick Varley: German Prisoners, circa 1919

Percy Wyndham Lewis: A Battery Shelled, 1919

Otto Dix: Sturmtruppe geht unter Gas vor, 1924

Pablo Picasso: Guernica, 1937

Iri und Toshi Maruki: 原爆の図: 幽霊 (Hiroshima Panels 1: Ghost), 1950-51

Marc Chagall: Paar mit Vogel, 1952


Die Wahrheit ist ein selten Kraut, noch seltner, wer es gut verdaut.

Ein kürzlich aufgetauchtes, geheimnisvolles Tape löst Spekulationen unter Queen-Fans aus. Zu hören ist die typische Queenbesetzung (Schlagzeug, Bass, Klavier, E-Gitarre und Gesang), der sich allmählich entwickelnde, besondere Sound der Band und was die Gruppe so einzigartig macht: das Spiel von Gesangssolist und Chor. Auf Grund der Art des Spiels, der dürftigen Akustik und Aufnahmequalität, könnte man vermuten, dass es sich um eine Aufnahme aus den frühen Jahren handelt. Es vermehren sich die Annahmen, dass die Aufnahme während einer Probe in der Garage eines der Bandmitglieder aufgenommen wurde. Rätsel gibt jedoch der Gesang und die Solostimme auf: sie ist weiblich und gesungen wird auf DEUTSCH!!! Auch hierauf haben Insider eine mögliche Antwort gefunden. Halsschmerzen sollen Freddie M. geplagt haben und darum musste ein Au-pair-Mädchen aus Deutschland kurzfristig einspringen. Es soll die Zeit gewesen sein, als noch kein Plattenvertrag mit einem englischen Label bestand und man kurzzeitig überlegte auf dem deutschen Musikmarkt heimisch zu werden. Wie dem auch sei, wie wir aus gut dokumentierten Quellen heute wissen, können diese Überlegungen nicht lange gewährt haben. Die Bandmitglieder von Queen haben sich bis heute nicht dazu geäußert.

Die Autoren vermuten, dass die Spekulationen um dieses Tape mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht wahr sind, und dennoch wollen wir den Liebhabern der klingenden Lebensweisheiten dieses Kleinod nicht verwehren. Denn es wurde auf dem Tape ein Sprichwort in Musik gesetzt: „Die Wahrheit ist ein selten Kraut, noch seltner, wer es gut verdaut.“ Es besagt, dass unser Alltag mit kleinen und großen Lügen gespickt ist, weil wir und unser Gegenüber die Wahrheit nicht gerne hören. Bitte nehmen Sie sich diese Weisheit zu Herzen, falls sie den dringenden Wunsch verspüren, das von uns zum Tape erstellte Comic zu kommentieren.


Die Zeit heilt alle Wunden.

Die geistliche Musik des Mittelalters – einem festen Metrum enthoben – fließt dahin wie die Zeit. Sie ist ein Sinnbild für die Ewigkeit und erstrebt – diabolischen Dissonanzen abschwörend – in wohltuenden Konsonanzen Einigkeit mit Gott und das Heil der Seele. Die Vertonung des Sprichwortes „Die Zeit heilt alle Wunden“ ist eine Anspielung an die Musik der 1098 geborenen Benediktinerin, Äbtissin, Dichterin, Komponistin und Universalgelehrten Hildegard von Bingen. Man hätte sich auch andere großartige Zeitgenossen Hildegards (z.B. Anonymus) zum Vorbild nehmen können. Aber Bewerbungen von Frauen sind ausdrücklich erwünscht und Frauen werden bei gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung bevorzugt berücksichtigt, sofern nicht in der Person des Mitbewerbers liegende Gründe überwiegen.


 

Im Wein liegt die Wahrheit,
und mit der stößt man überall an.

Das Institut für Interkulturelle Kompetenz ist ständig bemüht Kontakt von Menschen unterschiedlicher kultureller Orientierung zu fördern und ihre Fähigkeiten im Umgang miteinander zu verbessern. Als Beispiel für die unerschrockene und visionäre Arbeit des Instituts möge die Vertonung eines Hegel-Zitats im Gewand der Oberkrainermusik gelten. Was um alles in der Welt – fragt sich die Eine oder Andere – verbindet die Freunde der Oberkrainermusik mit dem großen Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831)? Es ist der Wein. Ein Oberkrainer kann sehr wahrscheinlich Sympathien für jemanden entwickeln, der von dem Autor Otto A. Böhmer als 3-Liter-Philosoph beschrieben wird. Für die Autoren der Klingenden Lebensweisheiten war es jedoch nicht die gemeinsame Liebe zum Wein, sondern die raffinierte Mehrdeutigkeit welche Hegel der uralten Erkenntnis Ἐν οἴνῳ ἀλήθεια (Alkaios von Lesbos), später im lateinischen Gewand In vino veritas (Erasmus von Rotterdam) und schließlich als deutsches Pendent Im Wein liegt die Wahrheit hinzufügte: 

„Im Wein liegt die Wahrheit, und mit der stößt man überall an.“ 

Das ursprüngliche Sprichwort In vino veritas verweist darauf, dass Alkoholgenuss dazu führt, dass der Trinkende seine Gedanken eher preisgibt. Er erkennt und spricht die Wahrheit. Die Folgen - so legt Hegels Ergänzung nahe - können unterschiedlicher nicht sein. Beim Anstoßen (Zuprosten) mögen alle noch bei bester Laune sein und vielleicht wird sogar eine lebhafte Diskussion angestoßen (ausgelöst). Die Wahrheit kann einen interessanten Gedanken anstoßen (anregen) aber auch Anstoß (Ärgernis) erregen. Wenn man sehr viel getrunken hat und das Gleichgewicht verliert, stößt man eventuell irgendwo dagegen. Ist man mit seinem Gegenüber gar nicht einverstanden, kann man diesen (an)stoßen (schubsen). Bei so viel Einsicht stellt sich die Frage, ob Hegel im Herzen nicht vielleicht sogar Oberkrainer war…und wenn ja, wie viele.

„im Wein liegt Wahrheit“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/im%20Wein%20liegt%20Wahrheit>, abgerufen am 28.02.2021.

Böhmer, Otto A.: Hegel & Hegel. Oder der Geist des Weines, Klöpfler & Meyer: 2011.


 
 

Wer im Glashaus sitzt,
werfe nicht mit Steinen.

Zwischen Himmel und Erde

Die Versuchung, anderen Menschen eigene Fehler vorzuwerfen, birgt die Gefahr selber in Kritik zu geraten. Darüber hinaus sind manche Situationen oder Probleme so heikel, dass man sie sehr vorsichtig behandeln muss und nichts Unüberlegtes tun darf. Besonders dann, wenn man dadurch die eigene Situation gefährden würde. Der Volksmund weiß schon seit geraumer Zeit: „wer ein haupt von glase hat, musz nicht mit steinen fechten“. Laut Wörterbuch der Gebrüdern Grimm geht dieser Spruch auf Quellen aus dem späten 17. Jahrhundert und dem frühen 18. Jahrhundert zurück. Heute ist diese Weisheit in leicht abgewandelter Form weithin bekannt und wird trotzdem gerne ignoriert.

Der Spruch „Wer im Glashaus sitzt, werfe nicht mit Steinen!“ ist gehüllt in sphärische, schwebende und doch zugleich zerbrechlich wirkende - durch Elektronik verwandelte - Klänge von mit Wasser gefüllten Gläsern.

 

 

Wenn zwei sich streiten,
freut sich die Dritte.

In einer Familie mit drei oder mehreren Kindern gibt es immer jemanden der vom Streit seiner Geschwister profitieren kann. So weit so gut! Was passiert jedoch im Falle einer Familie mit nur zwei Kindern (und solche Familien gibt es bekanntermaßen nicht selten)? Ist (nicht konstruktives) Streiten dann noch sinnloser, da es keinen Profiteur der Situation geben kann?

Vor dieser kniffeligen Frage stand das berühmte Gesangsterzett “Dinning Sisters” nicht. Sie stammten aus einer Familie mit 9 Geschwistern. Man kann natürlich nicht wissen ob sie sich viel gestritten haben. Ihr harmonischer Gesang spricht eher vom Gegenteil. Wie dem auch sei, ihre musikalische Qualität lieferte die Inspiration zur Vertonung dieses Spruches.